Traumhaft

Guten Morgen liebe Leute,

Als ich so ca. 15 war, waren plötzlich Alle scharf auf Bettina K. Sie ragte heraus wie eine lustig bunte Elfe oder sogar eine Göttin aus einer grauen, schwammigen Welt! Sie war anders! Sie war schon mit 14 unheimlich modisch gekleidet, hatte die Haar aufwendig zurecht gemacht und etwas an sich, was man heute amerikanisch nennen würde. Das kannten wir in den Sechzigern noch nicht! Sie erinnerte an eine Cheerleaderin, wobei wir aber damals nicht einmal das Wort kannten. Das war ja die Zeit der ersten dritten Fernsehkanäle! Bettina war umwerfend! Ich war hin und weg und träumte Tag und Nacht von ihr. Wo konnte ich sie treffen? Wenn man in der Schule nicht in dieselbe Klasse ging, dann traf man Frauen auf der Kirmes. Ich ging also in meinen besten Klamotten auf jede Kirmes in der Umgebung. Nun gab es damals meinen besten Freund Mike, und mit dem sprach Bettina ab und zu! Mike war mit Frauen schon bedeutend weiter als ich und ich beneidete ihn um diese „Gabe“. Aber insbesondere gab es den schönen Wolfgang N, auch Lupen-Wolfgang genannt, aber das ist eine andere Geschichte. Der wunderschöne Wolfgang hatte schon einen richtigen Backenbart, so wie Joe Cocker damals einen hatte. Die Koteletten reichten bis zu den Backenknochen und wurden nach unten hin immer breiter. Natürlich war es Wolfgang, der das Fräulein K schließlich eroberte! Für mich hielt das Universum die Luft an. Ich hörte keine Biene mehr summen und wahrscheinlich stand meine Kinnlade mehrere Stunden lang offen, nachdem ich es erfahren hatte. Wieso denn gerade der? Wolfgang war zumindest nicht besonders schlau oder unterhaltsam oder großzügig. Als sich so allmählich die Erde wieder für mich drehte, hörte ich erste Details. Wolfgang hatte sich inzwischen schon wieder von Bettina getrennt. Die Beziehung hatte keine Woche gedauert. Wie bitte??!! Wie bitte! Das ging mir zu schnell. Aber dann begannen wir Jungens alle Bettina genauer anzuschauen und vielleicht angeregt von Wolfgangs Erklärungen und Bemerkungen veränderte sie sich. Ihre unendlich langen Bambi-Augenwimpern konnten gar nicht echt sein. Sie war geschminkt, und zwar aufwendig. Auch ich traute mich erstmals sie richtig gründlich, sozusagen porentief, anzuschauen. Wir erfuhren, dass ihre Mutter auf der Rüngsdorfer Straße einen Schönheitssalon betrieb. Der Zauber wirkte plötzlich nicht mehr. Es ging ganz schnell. Der Fall war lang. Der Sturz war tief. Betäubung, kein Schmerz. Heute denke ich, dass die Enttäuschung Wochen gedauert haben muss, aber Zeit spielt in meinen Erinnerungen dieser Tage nur eine sehr verschwommene Rolle.
Ein Traum zerbrach und in meinen Erinnerungen suche ich vergeblich nach weiteren Begegnungen mit dieser Barbie Prinzessin. Sie tauchte nie wieder auf? Vielleicht habe ich sie nie wieder gesehen.
Wieder einmal zeigten sich Schein und Wahrheit bitter, nackt   und kalt und es ging auf die 16 zu…………………Wie um Alles in der Welt sollte das noch weiter gehen????!!
Ciao ciao
Euer Winni Quijote