Guten Morgen liebe Leute!
Eine Szene aus Shambhala:
Käthe ist außer sich. Wir gehen ans Meer und Papi, seine „königliche Hoheit“ wird uns begleiten. Vor wenigen Minuten war mein heutiges Kindermädchen in meine Stube gestürmt, eine Deutsche, die noch gar nicht lange im Königreich lebt, sehr geschwollen spricht und nach Babyöl riecht. Diese Katja konnte ihre Begeisterung nicht zügeln, kam, unbeherrscht und aufgeregt in mein Zimmer und sprudelte mit der Neuigkeit heraus. Ich bin nicht sicher, ob sie sich für mich oder für sich selber freut. Käthe und ich sahen sie nachdenklich an, Käthe mit Stirnrunzeln. Eigentlich entscheidet und urteilt sie viel schneller und spontaner als ich, aber jetzt scheint sie irgendwie skeptisch zu sein. Vielleicht ist es wieder ein Missverständnis und es geht um jemand Anderen. Das ist nicht ganz unberechtigt, denn manchmal werden wir einfach den unterschiedlichsten unbekannten Menschen vorgeführt, und wer lässt sich schon gerne vorführen. Wir sind doch keine Skulpturen oder Gemälde! Um herauszufinden was für ein Abenteuer für uns geplant ist, muss man deshalb die Kindermädchen beim Überbringen von Nachrichten ganz genau beobachten. Wie sie sich bewegen, die Tonhöhe der Stimme und die Ausstrahlung sagen Alles. Wir wollen uns über unsere Betreuerinnen nicht beklagen, und dass immer wieder Neue dazu kommen, das kann uns doch nur recht sein. Zugegeben es machte mir Spaß mich bei Amala darüber zu beklagen. Die drückt mich dann an sich und erklärt, dass ich eine Prinzessin bin, und dass alle jungen Mädchen des Reiches gerne einmal auf mich aufpassen möchten, und sowieso sei sie doch meistens irgendwo in der Nähe.
Mit Käthe spricht Amala nie. Sie fährt ihr durchs Haar und ich weiß, dass sie sie auch ganz lieb hat, aber sie redet nicht mit ihr. Auch manche Kindermädchen beachteten Käthe nicht, für die ist sie bloß eine Puppe, während Andere Käthe gelegentlich ansprechen und ihr auch beim Anziehen helfen oder ihr auch manchmal etwas mitbringen. Sogar vorgelesen hat ihr eine irgendwann einmal. Einige ihrer schönsten Kleider hat Käthe von Kindermädchen bekommen. Das Schönste ist eine karierte Hose, schottisch, mit zwei Taschen vorne und einem Taschenansatz am Po, der leider nur aufgenäht ist, so dass man nichts hinein tun kann.
Ans Meer also und Papi soll mitkommen! Sicher wird Obi Van auch dabei sein und ich könnte Käthe auf seinem Rücken reiten lassen. Käthe hat Angst vor Obi Van, weil der so hoch ist und streng und immer gerade aus schaut. Wenn auch ein Hund, benimmt Obi Van, ein grauer Schocko Labrador, sich eher wie ein Pferd, etwas steif und er setzt oder legt sich fast nie hin. Fehlte nur noch, dass er schnaubt. Wenn ich Käthe auf seinen Rücken helfe, drehte er den Kopf und schaute mich streng an. Ich glaube er hält sich für den ehrwürdigen Beschützer meines Vaters, vielleicht sogar für seinen Freund, und da fragt er sich vielleicht, ob es professionell ist eine kleine Käthe auf seinem Rücken reiten zu lassen. Auch wenn ich meine Arme um seinen Hals lege, bleibt er auffällig steif. Ab und zu, wenn er sich unbeobachtet fühlt, schaut er verstohlen zu mir rüber. Ich merke das ganz deutlich und auch dass er mich mag, aber mit Puppen spielen?! Ich tausche mich mit Tieren selten über Blicke aus, sondern ich spüre und fühle sie und sie mich. Es hat etwas mit Einfühlen oder Einträumen zu tun. Zufällige Berührungen sind dabei wichtig. Vielleicht hat es auch mit dem Riechen oder dem Hören zu tun, jedenfalls passiert Begegnung. Also so würde Papi das erklären.
Ans Meer mit Papi, Käthe, Obi Van, Katja und natürlich einem Leibwächter und dem Diener des Tages, möglicherweise kommt noch ein Sekretär mit , und hoffentlich keiner von Papis „Gästen“ oder „Freunden“, denn dann ist er „politisch“ und das findet Käthe uncool und mir würde es auch den Spaß verderben. Also hoffentlich keine „Freunde!“ Keine Diplomatie!
Jede Tochter möchte doch ihren Papi auch Sachen fragen! Also private Sachen. Und ich habe viele solcher Fragen. Eines von den grellen Kindermädchen meinte neulich: „…..er wüsste Alles“?! Dabei muss gerade er doch immer so lange nachdenken. Es ist schon vorgekommen, dass ich ein ganzes Momo gegessen habe, bevor dann eine Antwort auf meine Frage kam. Es ist sonderbar, dass er als Allwissender viel länger als andere nachdenkt. Vielleicht braucht es einfach Zeit, um in den Bergen von Wissen etwas zu finden. Manchmal sieht er richtig verzweifelt dabei aus, und er druckst und räuspert und windet sich. Egal, er findet immer verständliche Antworten, meistens verblüffend einfach, so dass ich denke: Das wusste ich doch schon. Ich will ihn nach den Salzfeen fragen, und ober er sie kennt, und wie sie sind. Man stellt sich kleine, kristallene Wesen mit zarten Flügeln vor, kantig, scharf, spitz und zerbrechlich, in die man hineinschauen kann. Aber das sind Vermutungen, die Käthe angestellt hat. Sie behauptet steif und fest, welche gesehen zu haben, aber ich glaube ihr nicht. Keiner weiß Genaueres. Von Blut ist die Rede, weißem Blut?! Ich bin gespannt auf Papis Antwort.
Ciao ciao
Euer Winni Quijote