Karma

Das Wort Karma kommt aus dem Sanskrit und bedeutet erst einmal eher nüchtern „Handlung“, „Tat“. Mit diesem Wort Karma wird das Gesetz von Ursache und Wirkung inzwischen seit Jahrtausenden bezeichnet. Dabei geht es darum, dass jede Handlung eine entsprechende Folge hat. Wenn ich mir also wünsche, dass eine bestimmte Person oder Gruppe Glück erfahren möge, dann ist zum Beispiel eine Wirkung davon, dass einerseits diese Person mehr Glück erfährt und sei es nur ein unmerklicher Hauch, aber in diesem Fall ich selber auch glücklicher bin. Die Wirkungen dieser Handlung gehen also gleich in verschiedene Richtungen.

Jeder Wunsch nach Glück für Andere ist nur ein winziger Tropfen, der eine winzigste Auswirkung auf die Bewegungen in riesigen, gigantischen Ozeanen auf vielen verschiedenen Ebenen und von sehr unterschiedlichen Eigenarten hat. Kannst du dir vorstellen, was für eine minimale Auswirkung ein Tropfen, der in den Ozean fällt, auf die Kräfte hat die das Wasser in einem Ozean bewegen? Wenn man am Meer sitzt und über die Weite schaut, dann kann man sich leicht vorstellen, dass ein Tropfen zwar etwas auslöst und bewirkt, aber dennoch eine Winzigkeit in einem riesigen Universum ist.

Dabei ist zu berücksichtigten, dass ja Gedanken (Wörter und Logik) nur wenige der Ebenen berühren, auf denen Ursachen und Wirkungen geschehen. Und natürlich ist jede Wirkung eine neue Ursache die eine weitere Wirkung hat und so weiter und so weiter. Da werden jedes Mal immer weiter wellende Wellenbewegungen ausgelöst, oder natürlich eine Bewegung trifft ausgerechnet gerade so ins Schwarze, dass sie augenblicklich neutralisiert also verschwindet. Die Wellen können auch von einer Ebene auf eine andere Ebene überschwappen etc. etc. etc. Aber im Laufe der Zeit wurden diese Ozeane von Ursache und Wirkungen immer gigantischer und es entstanden – und entstehen immer noch jeden Moment neue Universen und weitere schwarze Löcher und zwar in zunehmender Geschwindigkeit und Intensität. So ist also dein ganzes Sein, deine ganze Welt geprägt, getragen und durchdrungen von Karma.

Übrigens sehen das Homo Faber nicht so. Für Homo Faber (der technische Mensch, so wie zum Beispiel Newton) wirken Kräfte und Gegenkräfte ausschließlich auf der materiellen Ebene – Gedanken und Gefühle sind Bewegungen von Energien im Körper –  und alle anderen Ebenen sind zu vernachlässigen und weitgehend zufällig und unbedeutend. Karma zufolge aber gibt es kein Unbedeutend und keine Zufälle, aber Wirkungen müssen oft sehr lange Wege durch Zeit, Vorstellungen und Weite zurücklegen.

Zum Beispiel ist die Wirkung von Forschung Entdeckung. Also Forschung ist die Ursache für Entdeckung, Entdeckung ist also die Wirkung. Ohne Suchen gibt es viel weniger Finden aber möglicherweise viel mehr Unendlichkeit.

Bis hier her haben wir uns hauptsächlich mit dem Ozean der Wünsche, Gedanken und Vorstellungen beschäftigt. Aber es gibt viele weitere Ebenen und unterschiedlichste Welten und Schichten und überall gelten die Gesetze von Karma. Wir halten fest: Keine Ursache verpufft ohne Auswirkung und jede Wirkung ist natürlich eine neue Ursache.

Möglicherweise war die erste Ursache für das Universum ganz einfach der Wunsch oder die romantische Sehnsucht einer Göttin? Vielleicht hat sie gedacht: “ Ach hätte ich doch nur etwas Gesellschaft und ein paar witzige Spielzeuge!“ Da war es dann also vorbei mit der offenen Weite der Einfachheit.

Zum Beispiel auf der Ebene des menschlichen Körpers führt die Ursache einer regelmäßigen Yoga Praxis dazu, dass der Körper elastisch bleibt. Das ist sozusagen sehr direkte und banale karmische Auswirkung.

Auf der Ebene der Arbeit mit den Lebensenergien – zum Beispiel der Prana Energie (ebenfalls aus den Lehren des Yoga) – bewirkt die Ursache regelmäßiger Energiearbeit (Pranayama) – zum Beispiel beim Yoga gehört Energiearbeit mit unstofflichen und feinstofflichen Energien ganz einfach immer dazu, egal ob bewusst oder unbewusst, absichtlich oder unabsichtlich – , dass diese unterschiedlichen Energien, die uns ausmachen,  harmonisch und kräftig fließen und Blockaden immer wieder entspannt oder sogar beseitigt werden, zumindest aber dass die Energiewelten angeregt werden. Und wir bestehen inzwischen aus sehr vielen verschiedenen Energiewelten, wobei die Welt in der Prana fließt besonders leicht zu beeinflussen und zu harmonisieren ist, und deshalb spielt sie im Yoga eine derartig große Rolle.

Wenn ich mit einem Hammer auf glühendes Eisen schlage, dann kann ich dadurch auf körperlicher, materieller Ebene sehr große Wirkungen erzielen und zum Beispiel ein mächtiges neues Werkzeug erschaffen. Aber damit entsteht natürlich auch Karma und sprüht und glüht sozusagen in alle Richtungen. Das ist eine sehr grobe Ebene mit viel Gewalt und Aggression aber natürlich auch mit Jazz und rauer Schönheit. Jeder dieser Hammerschläge wirkt sich längerfristig auf alle anderen Ebenen von unserem Sein aus. Da spritzt die Glut besonders schrill.

Sehr allgemein sagt man gerne Karma wirkt auf den Ebenen von Körper (Materie), Rede (Benennen, Wörter und Energien) und Geist (Existenz). Das ist sehr allgemein gesagt, aber hilfreich, wenn man sich weitere Gedanken über Karma und seine Funktionen machen möchte. Am Besten sucht man bei jedem Phänomen dem man begegnet immer nach den Ebenen von Körper, Rede und Geist. Natürlich erschafft man durch dieses Hinterfragen weiteres Karma, aber in diesem Fall führt es dann möglicherweise ab und zu sogar zu einer Transzendierung von Karma. Zuhören, Anschauen und Loslassen.

Ich war gebeten worden, etwas zu Karma zu erklären, und das war der erste Streich, also das Erste was mir eingefallen war.

Hey ho! Mal sehen wie diese Gedanken weiter wirken und wirbeln?

Euer Winfried der Quijote