La mer

Guten Morgen liebe Leute,

habe kürzlich Karl Jaspers bei YouTube über das Meer reden hören. Für ihn war es  wichtig regelmäßig ans Meer zu fahren. Zum Loslassen. Zum Zulassen von Weite. Sich öffnen und erfrischen. Das Meer mit seiner Unendlichkeit und Unermesslichkeit wurde für Jaspers zur Heilqulle und er beschreibt sie, wie er an anderen Stellen Meditation beschreibt.
Es ist nicht unbedingt einfach, die Weite des Meeres zuzulassen. Ich sehe selten jemanden, der einfach am Wasser sitzt und sein Empfinden, sein Bewusstsein, sein Wahrnehmen und Fühlen von der Unermesslichkeit des Meeres fluten lässt. Die Weite fördert nämlich auch Ängste ans Licht. Gerade wenn man monatelang in einer Tretmühle gesteckt hat, dann kann ein Strand zu viel Unendlichkeit und Leichtigkeit haben. Dann quatschen und essen die Leute das Ungreifbare einfach weg, hören hektische Musik und kaufen sich Geräte um das Unbegreifliche in den Griff zu bekommen, so wie zum Beispiel Luftmatratzen, Schlauchbote, Surfbretter und Plastikinseln.
Manchmal lege ich mich in Gegenwart der Unermesslichkeit des Meeres auf den Rücken und strecke alle Viere weit von mir, die Vier mit denen ich normalerweise die Welt begreife und begehe, mit dem Blick nach oben in den Himmel. Mir wird dann schwindelig. Es dauert einen Weile bis ich dann schließlich mit den Möwen fliege, die komischer Weise alle auf dem Rücken fliegen, und manchmal fühle ich Angst, ganz intensiv, wie im Traum, Angst plötzlich herunter zu fallen und ich kann mich nicht dagegen wehren. Es fühlt sich an, als würde ich eine Urangst vor Bodenlosigkeit berühren. Das ist so unbequem wie Atemnot. Das hält wach! Aber natürlich kann ich dem auch entfliehen, indem ich Gedanken und Träumen nachgehe. Man kann sich unter der bekannten Tretmühle verstecken, wie unter vielen Lagen von schwerem, zähem Wackelpudding. Oder man kann sich beschäftigen indem man sich immer wieder sagt: “Wie toll das doch ist! Wie fantastisch das doch ist! Ich fliege!“
Vermutlich fühlt sich ein Bergsteiger genau so, hoch über den Bergen. Und mit Angst, da kennt der Bergsteiger sich wahrscheinlich auch gut aus, und ein erfahrener Bergsteiger wird wissen, wie er sich von seinem Wackelpudding aus Gedanken und Träumen befreien kann.
Vielleicht lande ich eines Tages einmal überraschend auf dem Everest nach einem Flug von unten am Meer. Wieviel schärfer und rauer wird es wohl da oben zugehen?!
Und Hilfe! Wie komme ich hier wieder herunter……………..
La mer……………….(Charles Trénet)
Es riecht nach Algen und Fischresten……………..

Ciao ciao
euer Winni Quijote