Liebe Leute!
Es gibt eine berühmte Geschichte aus den Siebzigern. Ram Das, einst Dr. Alpert Psychologe und LSD-Forscher, siehe sein Buch: Be here now, der auf seiner Reise nach Indien seine Guru gefunden und Hinduist geworden war, dieser Ram Das und Chögyam Trungpa Rinpoche, der tibetisch-buddhistische Meditationsmeister, diese Beiden gaben eine Woche lang am Naropa Institute in Boulder ein Seminar. Einen Tag unterrichtete Ram Das und am nächsten dann Trungpa Rinpoche. Gegen Ende des Seminars fragte ein Teilnehmer Trungpa Rinpoche: „Rinpoche, wenn Ram Das unterrichtet dann geht es um Freude, Glückseligkeit und Entzücken, aber wenn Sie unterrichten dann geht es um Leiden, Verwirrung und Einsamkeit. Gibt es denn im Buddhismus gar keine Freude?“ Trungpa Rinpoche ließ sich Zeit mit seiner Antwort und dann sagte er: „Doch, Disziplin, das ist Freude im Buddhismus.“
Disziplin bedeutet, immer wieder neu, immer wieder frisch und munter zu Wachheit und Aufmerksamkeit zurück zu kehren und Tagträume und Diskursivität immer wieder neu zu durchschneiden und Samsara los zu lassen. Man kann aufrecht und mit frechem wachen Geist, so strahlend wie die Morgensonne, sich erheben und aufrecht durch die Welt gehen. Damit kann man jederzeit beginnen. Es ist nie zu spät. Es ist eigentlich ganz einfach, die innere Freude immer wieder zu wecken, denn man braucht sie nicht zu erzeugen, sie ist schon da und somit braucht man sie nur zu berühren. Disziplin ist in sich selbst pure Freude. Eine kühle Freude ohne Sicherheit, ohne Versicherung, ohne Schuld, ohne Regeln, einfach und frei. Das ist der Pfad des Kriegers und der Kriegerin. Es gehört Mut dazu und auch etwas Kampfgeist und einen Blick für die Nöte anderer Wesen, deshalb lieben wir das Bild der Kriegerin bzw. des Kriegers so sehr.
Jemand, der als Krieger so durch die Welt geht, braucht keine Bestätigungen. Das Leben eines buddhistischen Kriegers ist ohne Bestätigung. Weil es keine Bestätigung gibt, kann man aber sehr schnell und leicht auch wieder in Tagträumen und anderen Flüchten verloren gehen. Mit Entschlossenheit, Energie aber auch Leichtigkeit zu tanzen, auf einem Seil von dem man herunterfällt, wenn man pennt, das hört sich unmöglich an, aber das kann man lernen. Und man kann sogar virtuos darin werden.
Und immer wieder stürzt man zurück in das wilde Treiben von Samsara, dem Spiel von Hoffnung und Furcht. Andererseits erinnert man sich zunehmend an die Freude von Disziplin. Die regelmäßige Meditation ist dafür unverzichtbar! Man erhebt sich immer wieder und lernt so ganz allmählich ohne Schuldzuweisungen, denn Schuld ist eine der fatalsten Spielarten von Samsara, sich leicht und anmutig wieder frisch zu machen. Das ist Disziplin.
Disziplin ist, immer wieder neu den Mut und die Energie aufzubringen, auf Samsara zu verzichten und auf die Intelligenz der Spontanität zu vertrauen. So wie das Aufwachen am Morgen. Man erhebt sich. Die Zähne aus dem Wasserglas werden gereinigt und eingesetzt. Im Spiegel erscheint unser wahres Gesicht, dem wir ein tiefes, verspieltes „Hallo“ zuklimpern, oder wie in dem Charles Laughton Film „Because of you“ Charles, der einen eitlen Schauspieler spielt, nach ein paar Grimassen als Charakterstudien, zu seinem Spiegelbild selbstzufrieden sagt: „Not too bad!“. Und dann wenden wir uns einer bunten, unsicheren, schmerzhaften Welt zu und gucken was wir tun können, wie wir helfen können, wie wir mitwirken können. Tag für Tag. Chögyam Trungpa Rinpoche pflegte zu sagen: „Let´s comb our hair, once again“. Wieder und wieder kämmen wir uns durchs Haar, ganz frisch, ganz einfach und ganz direkt.
Ciao ciao
Euer Winni Qujote